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Der Tagesspiegel, 07.01.2007 - Frisch aus dem Netz

Sie will Freunde einladen. Kochen kann sie nicht. Jemand rät: Das beste Kochbuch ist das Internet! Der Selbstversuch wird erste Sahne.

Von Jeannette Krauth

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Kochen ist eine prima Beschäftigung für Stadtmenschen, die etwas mit den Händen tun wollen. Braucht recht wenig Kondition, Talent ist scheinbar durch Lesestoff zu ersetzen, und eine Essenseinladung dient auch noch dem Sozialkontakt. Im Prinzip ist es das Gleiche wie ums Feuer sitzen, Fell kraulen, gleichzeitig in saftige Keulen beißen und die Mundwinkel wischen. Eben Instinkte befriedigen.

Wenn chefkoch.de der Großsupermarkt ist, dann ist kochen-international.de ein Spezialitätenladen. Die puristische Seite, keine Fotos, ordentlich aufgelistete Rezepte, entstand, als ein BWL-Student im Supermarkt Kängurufleisch entdeckte und zu Hause ratlos vor dem Pfund stand: Wie das jetzt bearbeiten? Auf australischen Kochseiten entdeckte er ein Rezept – das erste Sammlerstück für seine Seite, die elf Jahre später mehr als 200 000 Menschen pro Monat besuchen.

Kay Schlüter, heute 32, Berater bei der Handelskammer in Iserlohn, erfüllt auch Suchaufträge: Für einen Arzt, der Jahre in Südafrika gelebt hat und dort „Affendrüsensteak“ mit Freude aß, fand er das Rezept. Den ekligen Namen bekommt das Steak wegen seiner Soße mit Chutney und Chili, die so scharf ist, dass sie „Affen die Tränen in die Augen treibt.“ Es finden sich auf seiner Seite auch Rezepte für Krokodil und Meerschweinchenfleisch (angeblich hat die peruanische Regierung angekündigt, „es als Tiefkühlprodukt in deutsche Läden zu bringen“, ein Trend, den Schlüter nicht verpassen will). Es geht dem Mann ums Besondere, drei Viertel aller Rezepte hätte er selbst probiert, es ärgert ihn, wenn Kochseiten nach dem „copy and paste“-System gefüllt würden.
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